Mai

Der kühle Mai ist im Wildstaudengarten vor allem grün. Blühende Stauden sind wenig zu sehen, außer der gelben Sumpfwolfsmilch (Euphorbia palustris) und der Sumpfdotterblume am Teich.

Anfang Mai kann es noch mal richtig frostige Nächte geben. Dann dampft der Teich am Morgen.

Auf der trockenen Wiese ist Mitte Mai kaum eine Blüte zu sehen. Nur ein paar letzte blaue Muscari (vorn im Bild) erzählen vom Blütenteppich der Frühlingsblüher. In anderen Gärten haben jetzt die zahllosen, bunten Tulpensorten ihren großen Auftritt, die aber im Wildstaudengarten unpassend sind.

Auch auf der feuchten Wiese nur Grün bis auf den weißen Alpen-Knöterich (Polygonum alpinum) in der Mitte des Bildes.

Im Schatten des Hauses stehen die Blattschmuckstauden, allen voran die Schaublätter (Rodgersia).

Ende Mai blühen am Teich das Schildblatt, die Sumpfwolfsmilch und  jede Menge Sumpfdotterblumen. Übrigens stehen alle drei Arten schon mehr als 30 Jahre an ihrem alten Platz. Im Hintergrund blüht rot eine Zierquitte (Cydonia oblonga). Sie werden zu dieser Jahreszeit die Tulpen vermissen. In unserem Wildstaudengarten fehlen alle hoch gezüchteten Stauden, wie z. B. Dahlien, Gladiolen, Pfingstrosen, Rosen, Schwertlilien, Lilien, Tulpen, Hyazinthen u. s. w., die zwar meist sehr große und farbenprächtige Blüten besitzen aber als ganze Pflanzen oft traurig aussehen, vor allem wenn das Wetter zu windig, zu nass, zu trocken, zu kalt oder zu heiß ist, und wenn der Gartenbesitzer mal keine Zeit für das Unkrautzupfen oder sonstige Pflege hat.

Im Schattengarten nutzen im Mai einige Waldpflanzen das Licht, dass die noch nicht belaubten Bäume und Sträuchern durchlassen: die weiße Schattenblume (Smilacina racemosa), Beinwell (Symphytum grandiflorum), Knoblauchs-Rauke (Alliaria petiolata), Silberling (Lunaria annua) und die Gelbe Frühlingsmargerite (Doronicum orientale).
Letztere ist die erste langstielige Blume für die Vase. Man kann nicht genug davon im Garten haben. Ihre Widerstandskraft zeigt sich dadurch, dass sie auf Gartenabfallhaufen, die manche Leute hier im Wald hinterlassen, noch nach Jahren wächst. Von dort holen wir sie auch immer mal wieder in unseren Garten. In verwahrlosten Gutsparks setzt sie sich ebenfalls durch. Eben eine echte Wildstaude.

Der Beinwell ist ein arger Wucherer, besonders der Großblütige Beinwell (Symphytum grandiflorum) mit der himmelblau blühenden Sorte ‚Wisley Blue‘. Im Hintergrund des Bildes, an der Hauswand, muss er mit Efeu und Haselnuss um den Wurzelraum konkurrieren, und er hat außerdem auf der Nordseite des Hauses fast nur Schatten. Unter solchen Bedingungen kann ich ihn sehr empfehlen. Er zieht nach der Blüte mehr oder weniger ein, kein schöner Anblick. Die weiße Pflanze vor dem gelben Ranunkelstrauch ist die Süßdolde (Myrrhis odorata).

Ebenfalls im Schatten blüht das Ausdauernde Silberblatt (Lunaria redidiva).

Ende Mai geht es kräftig los mit Roter Spornblume und Gelber Taglilie. Die Rote Spornblume (Centrantus ruber) ist ein wahrer Gartenschatz. Sie samt sich aus und bildet auf trockenen und warmen Standorten bald große Horste. Ihre Blühleistung ist sehr beeindruckend. Wenn man die Samenstände regelmäßig abschneidet blüht die Spornblume fast das ganze Jahr, ein Favorit nahe am Sitzplatz. Es gibt auch eine weiße Form.

Der Riesen-Kugellauch (Allium giganteum) blüht zusammen mit Spornblume und Goldregen. Ansonsten blüht im Frühling in unserem Garten noch nicht sehr viel. Ich sage immer scherzhaft, April und Mai sind zum Arbeiten da und nicht zum Schauen. Es ist die wichtigste Zeit zum Umpflanzen von Stauden und zum Neugestalten der Pflanzungen. Es fehlen bei uns vor allem auch die Kleinsträucher zwischen den Wildstauden wie z. B. die Farbbringer: Rhododendren und Azaleen. Die fehlenden Gehölze sind ein Zugeständnis an die Pflegeleichtigkeit unseres großen Gartens. Ohne Gehölze kann z. B. im Spätwinter alles Abgestorbene mit der Motorsense abgeschnitten werden. Auch für neue Gestaltungswünsche können Stauden hin und her gepflanzt werden, was bei Gehölzen nicht so einfach geht. Reine Staudengärten sind viel dynamischer.

Der Riesen-Kugellauch eignet sich sehr gut um schon früh im Jahr etwas hohes im Staudenbeet zu bieten.

Ende Mai ist der erste Blühhöhepunkt im trockneren Teil unseres Gartens. Es blühen die gelben Amur-Taglilien (Hemerocallis middendorffii), die Sorte ‚Maikönigin‘ und die ersten Storchschnäbel, hier der herrlich blaue Prachtstorchschnabel (Geranium magnificum). Der Sachalin-Knöterich (Polygonum sachalinensis) (links, hinten im Bild) hat schon fast zwei Meter erreicht. Eine gigantische Wuchsleistung; er ist wohl die größte Staude der gemäßigten Klimazone. Er gehört zu den Stauden, die vom Frühjahr bis Herbst gut aussehen.

Morgensonne und noch etwas Nebel tauchen den Garten in ein mystisches Licht.

Im Sumpfgarten beginnt Ende Mai der Iris-Reigen mit der blauen Wiesen-Iris (Iris sibirica).

Eine Neuanschaffung 2016 ist die Rote Lichtnelke (Silene dioica). Sie hat eine monatelange Blütezeit beginnend Ende Mai. Eine farbliche Ergänzung zur blauen Wieseniris, den gelben Trollblumen und Taglilien und dem weißen Schneeball im Hintergrund.

Ende Mai/Anfang Juni geht es richtig los. Einer der blütenreichsten Monate ist der nun folgende Juni.