Lykien ein Pflanzenparadies zwischen Meer und Bergen

Eine der schönsten Kombinationen zwischen Meer und Gebirge, zwischen Badeurlaub und Wildstaudentouren  fanden wir in der Türkei. Von Rostock nach Antalya gibt es einen Direktflug von gerade mal 3 Stunden. Unser erster Besuch war Ende Februar, und wir machten unsere Ausflüge rund um Antalya. Beim zweiten Besuch logierten wir in Kemer, 50 km südwestlich von Antalya und unsere Ausflüge mit dem Mietauto führten uns sowohl an der Küste entlang als auch in die Berge. Das Besondere an Kemer ist, dass gleich hinter der Stadt die Berge des Taurus beginnen. Der Landstrich südwestlich von Antalya nennt sich seit der Antike Lykien. Aufgrund ihrer geographischen Lage am Schnittpunkt dreier Kontinente weist die Türkei eine hohe Vielfalt der Pflanzenwelt auf. Ein weiterer Grund für den botanischen Reichtum ist die Tatsache, dass die südliche Türkei von der Eiszeit verschont wurde, die weite Teile Europas mit einer pflanzenfeindlichen Eisdecke überzogen hat. So konnten sich viele Arten hier über Jahrtausende hinweg ungestört weiterentwickeln. Etwa ein Drittel der Pflanzen ist endemisch. Lykien allein weist mehr als 600 endemische Pflanzenarten aus.
Unser eigentliches Ziel waren die Frühlingsblüher im Gebirge. Um es gleich vorweg zu nehmen, beim ersten Mal Ende Februar waren wir zu zeitig hier, in den Bergen war alles noch mit Schnee bedeckt und beim zweiten Mal Anfang Mai zu spät. Das Laub von Krokussen, Alpenveilchen u. a. war noch zu sehen, aber keine Blüten. Überhaupt waren die Bergwiesen eine herbe Enttäuschung, denn außer einer leuchtenden roten Wolfsmilch war alles von den Ziegen abgefressen oder stark gedüngt. Nur eine sehr versteckte und gegen Ziegen abgeschirmte Orchideenwiese fanden wir nach Erzählungen von Einheimischen.

Die Bestimmung der Stauden erfolgte nach dem Buch: „Wildflowers of Turkey“ von Nazan Öztürk, 2011.

Euphorbia caracias, die Palisaden-Wolfsmilch, blüht hier schon Ende Februar am Steilufer von Antalya und auch sonst überall, sogar im Wald.

Alles zwischen Straße und Fels wird im Gebirge von den Ziegen kurz gehalten. Wildblumen zu finden ist eher ein Glücksfall.

Zeitiges Frühjahr am Meer

Das Mittelmeer hat hier in Lykien auch im Winter eine Temperatur von etwa 17°C, d. h. normalerweise gibt es keinen Frost. Doch so wie in Deutschland ist im Jahr 2012 auch hier alles anders. Ende Februar sahen wir erfrorene Bananenstauden und gerade jetzt, während ich schreibe, hagelt es. Doch davor hatten wir ein paar sonnige Tage, und es blüht schon einiges. Besonders an den zahlreichen antiken Mauern wärmen sich die ersten Blüten.

Altstadt von Antalya, ganz rechts eine blühende Mauerkrone am Hadrian Tor.

Cymbalaria muralis, das Zimbelkraut quillt überall aus den Ritzen des Hadrian Tores in der Altstadt von Antalya. Ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet ist es heute überall verbreitet, auch im kühleren Deutschland.

Hyoscyamus aureus, das Goldgelbe Bilsenkraut wächst ebenfalls gern an den alten Mauern. Es ist besonders im Nahen Osten verbreitet aber auch an vielen anderen Plätzen der Welt zu finden. Seine Giftigkeit bzw. Rauschwirkung ist der des Schwarzen Bilsenkrautes entsprechend, dass ich in Tibet fand.

Smyrnium olusatrum, die Gespenst-Gelbdolde, eine zweijährige Pflanze, wird auch als Pferde-Eppich bezeichnet und wächst wahrlich gespenstig hoch, bis 1,50 m, zwischen den antiken Trümmern.

Sie kommt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum ist aber auch weiter verbreitet, da sie als Nutzpflanze in der Küche dient.

Am Steilufer von Antalya leuchten zahlreiche Wolfsmilch-Gewächse vom Tuffstein-Hang.

Die wohl auffallendste ist die Palisaden-Wolfsmilch, Euphorbia caracias, mit über 1 m. Wir fanden sie auch noch in 1000 m Höhe an den Felsen von Termessos.

Noch größer, etwa 2 m hoch, ist Euphorbia arborescente, die Baumartige Wolfsmilch. Laut Wikipedia enthält die Gattung Wolfsmilch 1260 Arten. Deshalb kann ich nicht garantieren, ob es sich hier im Bild wirklich um die Baumartige Wolfsmilch handelt.

Oxalis pes-caprae, der Nickende Sauerklee wächst am Fuße des Steilufers im Gebüsch auf gutem Boden. Er kommt ursprünglich aus Südafrika, ist aber heute im ganzen Mittelmeergebiet und darüber hinaus verbreitet.

Im Rasen bleibt er etwas kleiner und bildet einen schönen Farbtupfen.

Allium neapolitanum, der Neapolitanische Lauch ist im Mittelmeergebiet weit verbreitet. Die ganze Pflanze ist essbar.

Asphodelus aestivus, der Ästige Affodill ist eine charakteristische, weit verbreitete und häufige Pflanze des Mittelmeergebietes, hier am Köpri-Fluss, nahe Aspendos.

Diese hübsche „Margerite“ konnte ich noch nicht bestimmen. Sie wächst Ende Februar in Massen an den Straßenrändern.

Ebenfalls in Massen an Straßenrändern und im öffentlichen Grün wächst Callendula officinalis, die Wildform unserer Garten-Ringelblume.

Sie hat sogar Ende Februar schon Samen angesetzt.

Frühsommer am Meer

Auf der zweiten Reise in die Türkei haben wir mit dem Mietauto historische Stätten und Strände besucht. Hier in Olympos ist beides zusammen. Oben rechts auf dem Felsen sind Mauerreste zu sehen, und am Ende des Strandes mündet ein Fluss, an dessen Ufern die antike Stadt Olympos einstmals stand. Da hier keine Ziegen fressen, konnten wir einige Pflanzen entdecken.

Ein gelber Riese, der uns auch aus unseren Gärten bekannt ist: die Kandelaber-Königskerze Verbascum olympicum. Sie wird auch als Olymp-Königskerze bezeichnet. Olymp ist die deutsche Abkürzung für das griechische Olympos, ein Gebirge in Griechenland, aber auch der Name des Berges an dessen Fuß sich die antike Stadt Olympos befindet.

Nicht zu übersehen ist ein weiterer gelber Riese, der über mannshohe Riesenfenchel oder das Gemeine Rutenkraut, Ferula communis, der hier auf den Trümmern von Olympos wächst.

Seine Blütenstände sind bis zu 3 m hoch.

Eine mannshohe Malvenart mit sehr schöner Blütenfarbe.

In der gleichen Farbe eine sehr schöne Distel, die ich noch nicht bestimmen konnte.

Überall anzutreffen ist das Strauchige Brandkraut, Phlomis fruticosa. Aus dem Garten sind uns Phlomis russeliana und tuberosa bekannt. Rechts unten Cistus creticus, die Kretische Zistrose.

Cistus creticus, die Kretische Zistrose ist ein Zwergstrauch.

Nur wenige hundert Meter von der Ruinenstadt Phaselis entfernt, befindet sich ein zauberhafter Naturstrand. Hier unter alten knorrigen Olivenbäumen schlugen wir unser Lager auf, schauten aufs Meer und die Berge und gingen natürlich auch ins Wasser. Der 500 m lange Strand hatte etwa 10 Besucher, obwohl der kostenlose Parkplatz gleich am Strand war. Idylle pur. Anders als an unserer übervölkerten Ostseeküste, blühten hier auch allerlei Pflanzen direkt am Strand, im heißen Sand.

Echium plantagineum, der Sand-Natternkopf und…

Ononis pubescens, vielleicht auch Ononis natrixder Gelbe Hauhechel.

Eine unbekannte Strandpflanze mit niederliegenden Blütenstängeln.

Zum Abschluss noch ein für mich überraschendes Bild, Oleander wächst und blüht in einem Flussbett. Deshalb sagt man auch, dass der Oleander, im Gegensatz zu vielen anderen Kübelpflanzen, immer Wasser im Untersetzer haben sollte.

Zeitiges Frühjahr im Gebirge

Das eigentliche Ziel unserer ersten Reise in die Region war es, unsere Frühlingsblüher, Winterlinge, Schneeglöckchen, Krokusse, Wildtulpen u. a., in ihrer Heimat zu besuchen. Doch leider waren wir zu früh, und außerdem hatte die Region nach Auskunft der Einheimischen seit 30 Jahren Ende Februar noch nie so tiefe Temperaturen. Nachts waren es in Antalya etwa 2°C und in den Bergen über 1000 m lag eine dicke Schneedecke.

Blick vom 2365 m hohen Tahtali auf den Beydaglari-Gebirgszug 50 km westlich von Antalya. Der Tahtali kann mit einer Seilbahn „erklommen“ werden. Mit einer Länge von 4350 m zählt die Seilbahn zu den längsten der Welt.

Erstaunlich, wie warm es schon Ende Februar in 1000 m Höhe ist und was für steinerne Zeitzeugen und blühende Schätze uns da oben empfangen. Das Theater von Termessos im klassischen griechischen Stil ist noch gut erhalten. Die übrige Stadt ist im 3 Jh. n. Chr. von einem Erdbeben zerstört worden. Erst 1840 wurde Termessos unter Gestrüpp wiederentdeckt.

Den ersten und einzigen Krokus fand meine Frau Gabi am Wegesrand in den Ruinen von Termessos in etwa 1000 m Höhe. Finden Sie ihn auch? Er verbirgt sich ganz rechts im Bild zwischen den Steinen.

Es ist wahrscheinlich Crocus leichtlinii, syn. Crocus biflorus var. leichtlinii, eine seltene Art, der Biflorus-Gruppe, die nur im Südosten der Türkei an felsigen Plätzen in 900-1900 m Höhe vorkommt. Akan u. a., 2007, beschreiben die Art ausführlich in Ihrem Artikel.
Desweiteren kann man im Artikel auch lesen, dass die Gattung Crocus mit 80 Arten weltweit vertreten ist und hauptsächlich in der Mittelmeerregion  vorkommt. 63 Arten, einschließlich Subspecies und Variationen gibt es in der Türkei, davon sind 31 endemisch.

Anemone coronaria, die Kronen-Anemone fanden wir an der Karavanserei „Kargihan“ in den Ausläufern des Taurus-Gebirges, sowohl auf der Wiese…

…als auch hoch oben auf der Mauer der  Karavanserei. Sie ist in der Türkei und im ganzen Mittelmeerraum weit verbreitet.

Die Art ist sehr variabel und kommt auch in Blau und anderen Farben vor.

Vor der Karavanserei blühte auch dieses winzig kleine und bis jetzt noch unbekannte Zwiebelgewächs, das kaum größer ist als ein Gänseblümchen.

Hier im Tuffstein hat sich eine Gagea species, der Gelbstern eingenistet. Es gibt 40 bis 60 Arten der Gattung Gelbstern, die sich ziemlich ähnlich sehen.

Eine ganz andere Vegetation fanden wir am Fuße des Taurus-Gebirges, am Kursunlu-Wasserfall.

Ganz überraschend gab es hier große Bestände von Arisarum vulgare, dem Gemeinen Krummstab, den ich zunächst für eine Arisaema-Art gehalten habe.  Er ist sehr klein, nur etwa 10 cm hoch, und grünlich bis bräunlich gefärbt und überall im Mittelmeergebiet verbreitet.

Teilweise waren die Blüten Ende Februar schon am Verwelken und die Blätter waren schon ausgetrieben.

Das könnte Symphytum anatolicum sein, allerdings wird eine Blütezeit ab April angegeben, und wir fanden sie bereits Ende Februar blühend im Schatten großer Felsblöcke am Kursunlu-Wasserfall.

Es gibt 40 Arten Symphytum und mehrere sind in der Region heimisch.

Frühsommer im Gebirge 

Als erste Tour in die Berge bestiegen wir den Kemer Hausberg (312 m). Leider wurden wir vom Taxi an der falschen Stelle abgesetzt und fanden nicht den Weg, der uns in 2 Stunden hoch und wieder runter gebracht hätte. Stattdessen waren es wohl mehr als 4 Stunden ohne Wasser bei fast 30 °C. Meine liebe Gabi war sehr tapfer!

Auf dieser Tour haben wir zahlreiche Alpenveilchen gesehen. Leider nur noch die Blätter. Hier in der Bildmitte wächst eine Pflanze im Loch eines Tuffsteins. Es ist erstaunlich in welchen trockenen Schotter die Pflanzen wachsen.

Ab dem 3. Tag hatten wir einen Mietwagen gebucht. Es hätte allerdings ein Jeep sein müssen, denn auf den Schotterpisten in die Berge haben wir die Radkappen zerkratzt und auch verloren. Blühende Bergwiesen fanden wir hier oben nicht, da die Ziegen alles abgefressen hatten.

Mehrere Exemplare der Griechischen Landschildkröte kreuzten unseren Weg.

Die häufigste Pflanze hier oben ist die Wolfsmilch. Sie wird wohl von den Ziegen verschmäht.

Neben der gelben etwas höheren Pflanze, gibt es auch eine gelbrötliche, kleinere.

Ein besonderer Höhepunkt unserer Gebirgsstreifzüge war diese Orchideen-Wiese. Sie war mit einer Umzäunung gegen die Ziegen geschützt. Ein Tipp von unserer Hotelwirtin.

Dank eines aufmerksamen Lesers und Kenners der Orchideen, Herr Böhme aus Leipzig, konnten die Orchideen identifiziert werden. Das ist das Lockerblütige Knabenkraut (Orchis laxiflora).

Kurdisches Waldvögelein (Cephalanthera kurdica)

Kurdisches Waldvögelein (Cephalanthera kurdica). Im Kuju-Hochland in Japan fanden wir weiße und gelbe Waldvögelein.

Onobrychis oxyodonta

Orlaya grandiflora Strahlen-Breitsame

Sehr gut besuchte Blüte.

Ornithogalum ortophyllum, der Schmalblättrige Milchstern kommt mit einer dicken Blütenrispe aus der Gesteinsfuge.

Ein sehr zierliches Gewächs ist der Italienische Siegwurz, Gladiolus italicus.

Gladiolus italicus

Cardaria draba oder Lepidium drabadie Türkische Kresse

Campanula lyrata

Doronicum cacaliifolium wächst sehr schattig und trocken und ist auch schon verblüht. Logisch, dass die Pflanze unter diesen Bedingungen im Sommer einzieht.

Unbekannte Pflanze am Straßenrand.

Mehr über Land und Leute unter: http://globetrotter-wegner.de/Seiten/Tuerkei.html.